Transformation ist anstrengend. Wie sie trotzdem Spaß macht.

Mit „Letter To You“ hat Bruce Springsteen im Oktober ein großartiges neue Album herausgebracht. Die gleichnamige Filmdokumentation zeigt Hintergründe zur Entstehung und das Einspielen des neuen Albums gemeinsam mit der famosen E-Street Band.

Schon die ersten Filmsequenzen und Melodien lassen mich tief eintauchen in eine intime Welt aus berührenden Klängen, freundschaftlichem Vertrauen, schmerzhaftem Verlust und kraftvoller Inspiration mitten im verschneiten New Jersey.

Gleichzeitig wandern Bilder des zurückliegenden Jahres an meinem inneren Auge vorbei. Denn wie das Schicksal es will, war es Bruce Springsteen, der einen wichtigen Impuls für eines meiner wichtigsten beruflichen Projekte 2020 gegeben hat.

Gemeinsam und in enger Abstimmung mit meinem Projektpartner durfte ich ein bis heute andauerndes Transformationsprojekt begleiten. Fokus meiner Arbeit ist der kulturelle Wandel, während bei meinem Projektpartner schwerpunktmäßig die inhaltlichen Verbesserungen sowie die Gesamtsteuerung liegen.

Veränderung funktioniert nicht ohne die Mitarbeiter

Bereits im Herbst 2019 fiel der Startschuss zu diesem Vorhaben. Ziel des Projektes ist es, sich als Abteilung mit ca. 30 Mitarbeitern zukunftsfähig aufzustellen. Insbesondere gilt es Prozessabläufe zu verbessern und zu digitalisieren und den Service gegenüber dem Kunden zu verbessern.

Indem wir die fachlichen und organisatorischen Neuerungen von Beginn an eng mit Veränderungen in der Arbeitskultur verknüpft haben, sind schon heute viele Verbesserungen spürbar und nachhaltig im Arbeitsalltag der Abteilung verankert. Diese enge fachliche und kulturelle Verzahnung fehlt unserer Erfahrung nach in vielen Veränderungsprozessen und macht dieses Projekt deshalb besonders.

Von Anfang an war somit auch klar, dass die erfolgreiche Umsetzung der Veränderungen nicht ohne die Mitarbeiter möglich ist. Ein Projektteam aus Führungskräften und Abteilungsmitarbeitern übernahm deshalb von Anfang an die Verantwortung für den Change-Prozess. Mit allem was dazu gehört.

Veränderung am eigenen Leib durchleben

So galt es zunächst, als Team zusammenzufinden und die typischen Phasen eines Gruppenprozesses gemeinsam zu durchleben. Dies bedeutet u. A., sich mit der eigenen Rolle innerhalb des Teams auseinanderzusetzen, Konflikte miteinander auszutragen, die gegenseitigen Erwartungen zu klären, und ein gemeinsames Zielbild zu formulieren.

Klar wurde in diesem Zielbild, dass alle Mitarbeiter zukünftig eine ganze Reihe von neuen Fähigkeiten benötigen werden. Wichtige Aufgabe des Transformationsteams ist es deshalb, neue Rollenbilder zu entwickeln, aus denen sich die erforderlichen Mitarbeiter-Skills ableiten lassen.

Parallel dazu verliefen die Analyse und Ausrichtung der bestehenden fachlichen Prozesse auf das neue Zukunftsbild. Dem Transformationsteam kommt hier neben der inhaltlichen Ausarbeitung vor allem die Verantwortung zu, die Kommunikation gegenüber der restlichen Abteilung zu steuern und diese auf dem Weg der Veränderung mitzunehmen.

Außerdem musste das Transformationsteam am eigenen Leib durchleben, was es heißt, einen Veränderungsprozess zu durchlaufen. Neue Fähigkeiten waren gefragt, die im bisherigen Arbeitsalltag der Projektmitglieder keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielten.

Bruce Springsteen als Vorbild für Change

An dieser Stelle nun kommt Bruce Springsteen ins Spiel. Ein Video seines Auftritts mit der Sessions Band in Dublin diente zur Einstimmung für eine unserer regelmäßigen Reflexionsrunden mit dem Team.

Der Enthusiasmus, mit dem jedes einzelne Bandmitglied dort auf der Bühne agiert springt einen beim Ansehen förmlich an. Durch die Leidenschaft, mit der die Band auftritt, reißt sie das Publikum mit und erzeugt eine energiegeladene Atmosphäre, die sich auf das gesamte Publikum überträgt.

Bei Transformationsprojekten geht es genau darum: so viel Energie zu erzeugen, dass sich die Masse in Bewegung setzt und mitschwingt. Nicht nur einmal, sondern beständig und immer wieder auf dem langen Weg der Veränderung.

Ein paar Veränderungswillige werden immer von Anfang an dabei sein und mittanzen. Die große Masse wird – zunächst zaghaft, später ausgelassener – einstimmen, wenn der Spirit der Band stimmt. Und es wird immer einen Rest geben, der auch bei der euphorischsten Stimmung unbeweglich bleibt wie ein Stein.

Transformation ist wie eine Konzert-Tournee

Wir haben uns das Transformationsteam als Band vorgestellt, auf dem Weg, mit einer Transformations“konzert“tournee die Masse der Abteilung in Bewegung zu versetzen und bei dem Veränderungsvorhaben mitzunehmen.

Aus diesem Anfangsimpuls hat sich eine spannende Reflexions- und Feedbackrunde innerhalb des Teams entwickelt. Wer nimmt aktuell welche Rolle in der Band ein? Wer kann bisher welches „Instrument“ spielen? Welche Rolle und welches „Instrument“ können sich die anderen für denjenigen vorstellen? Wo auf (bzw. hinter) der Bühne fühlt sich wer wohl? Welche „Instrumente“ benötigen wir als Band noch, um den Change gut zu gestalten? Wie wollen wir als Projekt“band“ gegenüber dem Abteilungs“publikum“ agieren und wie schaffen wir es, den Transformationsspirit überspringen zu lassen?

Dabei ist der Auftritt der Projekt“band“ nur der für die Abteilung wahrnehmbare Teil der Arbeit. Für das Projektteam hieß es aber auch in langer, harter, manchmal frustrierender Arbeit neue „Instrumente und Lieder“ zu erlernen, sich durch zahllose Feedbackschleifen aufeinander einzulassen, Phasen der Unsicherheit und des Chaos zu durchlaufen, um aus jedem Tal der Tränen gestärkt wieder aufzutauchen.

Das Team musste lernen für seine Konzertauftritte bzw. Abteilungskommunikation selbst Verantwortung zu übernehmen und die Abstände zwischen den Konzerten so zu planen, dass ausreichend Schwung zwischen den Veranstaltungen blieb. Gleichzeitig brauchte das Abteilungs“publikum“ auch immer wieder Zeit, die letzten Konzerteindrücke verarbeiten zu können.

Frustrierend sind auf einer solchen Tournee vor allem die Momente, in denen die Impulse der Band nicht als Funken auf das Publikum überspringen und man sich als Band einer schwerfälligen, widerwilligen Masse gegenüber wähnt.

Auch damit gilt es umzugehen und dann nicht den Mut zu verlieren.

Die Tournee war bisher ein voller Erfolg

„Es hat noch nie so viel Spaß gemacht, hier zu arbeiten wie in diesem Jahr“. Diese Aussage eines Projektmitgliedes während des gemeinsamen Jahresrückblickes steht stellvertretend für viele positive Bewertungen der zurückliegenden Arbeit. Sie zeigt, dass die Transformation in dieser Abteilung auf einem sehr guten Weg ist.

Ich bin gespannt, wo uns der Weg 2021 noch hinführt.

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