Die neuen Anführer – wie sich aktuell die Balance innerhalb von Teams verschiebt

Markus Söder wird Kanzlerkandidat der CDU / CSU für die nächste Bundestagswahl. 

Zugegeben – noch ist es nicht so weit. Aber was für eine überwiegende Mehrheit in Deutschland vor wenigen Monaten noch undenkbar schien, wird durch die Corona-Krise nun zu einem durchaus realistischen Szenario. Jedenfalls wenn man sich die Entwicklung der Beliebtheitswerte der potenziellen Kandidaten und die damit verbundene (nach außen hin sichtbare) Gewichtsverschiebung innerhalb der Führungsmannschaft der Union anschaut.

War bis zum Beginn der Krise hauptsächlich von Friedrich Merz und Armin Laschet im Tandem mit Jens Spahn als aussichtsreichsten Kandidaten für den CDU-Vorsitz und damit indirekt auch als Kanzlerkandidaten die Rede, so ist es um Merz in den letzten Monaten reichlich still geworden. Gleichzeitig konnte man beobachten, wie Söder als erster mit der Umsetzung konkreter Sicherheitsmaßnahmen im Zusammenhang mit der Corona-Krise vorgeprescht ist und so für alle sichtbar seinen mit Sicherheit vorhandenen Führungsanspruch innerhalb der Unions-Führungsriege demonstriert hat. Laschet und anderen blieb zunächst nichts anderes als zu folgen.

Im Zuge der Debatte um die angemessene Lockerung einzelner Maßnahmen hat sich dann gezeigt, wie Laschet seinerseits den eigenen Führungsanspruch untermauert. Er sucht sich mit seinem Vorgehen klar von Söder abzugrenzen und sich ihm in den Diskussionen entgegenzustellen. Ein klassisches Machtgerangel eben, bei dem sich noch keiner der Kontrahenten so schnell geschlagen geben dürfte.

Verschiebungen innerhalb der Rangfolge von Teams zu beobachten

Solche und ähnliche Verschiebungen innerhalb der Rangfolge einer Gruppe sind aktuell immer wieder in einzelnen Teams oder ganzen Unternehmen zu beobachten. Auf einmal übernehmen Mitarbeiter die Initiative, die sich bisher eher im Hintergrund gehalten haben und die man vielleicht landläufig als graue Maus bezeichnet hätte. 

Da ist beispielsweise der Finanzbuchhalter, der sich sofort nach Bekanntwerden der Auswirkungen des Lockdowns auf das eigene Unternehmen aus eigener Initiative darangesetzt hat, fortlaufend die Möglichkeiten für öffentliche Unterstützungsgelder zu evaluieren, die entsprechenden Unterstützungsanträge auszufüllen, Liquiditätsszenarien zu berechnen, Kreditrahmen mit der Hausbank auszuloten und Kontakt mit dem lokalen Arbeitsamt aufzunehmen und so schnelle und fundierte Entscheidungsgrundlagen für wichtige Entscheidungen im Führungsgremium zu schaffen. Wie dieses, so gibt es derzeit zahlreiche Beispiele aus den verschiedensten Bereichen von Unternehmen.

Indem diese Menschen ohne viel Federlesen und aus eigenem Antrieb heraus wichtige Aufgaben übernehmen, um den Betrieb am Laufen zu halten oder gar das Überleben des Unternehmens zu sichern, geben sie ein für alle Kollegen klar sichtbares Statement ab: “Seht her, ich übernehme Verantwortung für uns und sorge dafür, dass wir so gut es eben geht durch diese Krise hindurch kommen.”

Das Wohl der Gruppe im Vordergrund

Wenn die bisherigen Anführer einer solchen Gruppe oder eines solchen Unternehmens – gleich ob sie formale Führungskräfte sind oder eher die informellen Strippenzieher im Hintergrund – nicht in ähnlicher Weise klar und zum Wohle der Gruppe agieren, dann führt dies unweigerlich zu einer Verschiebung in der Hackordnung der Gruppe bzw. des Unternehmens. Die einen steigern ihr Ansehen und Vertrauen innerhalb der Gruppe. Sie rücken in der Hackordnung nach oben, während die anderen selbiges einbüßen und nach hinten rutschen.

Spannend wird es zu sehen, wie eine solche Gruppe oder ein Unternehmen nach Rückkehr in die Normalität mit der neuen Situation umgeht. Es ist anzunehmen, dass diejenigen, die bisher oben auf der Leiter standen, alles in ihrer Macht stehende tun werden, dort auch wieder hinzukommen. Die Frage ist, ob die Gruppe sie dabei gewähren lässt oder ihnen im Sinne einer wirksamen Zusammenarbeit Einhalt gebietet und so denjenigen mehr Raum gewährt, die (auch) etwas Wichtiges zu sagen haben.

Wir bei Breuel & Partner sind Spezialisten für gruppendynamische Prozesse. Wir begleiten Unternehmen und Teams seit nunmehr 40 Jahren darin, wirksam zusammenzuarbeiten. Wenn auch Sie trotz der Krise und den damit verbundenen Schwierigkeiten solche positiven Beispiele in Ihrer Belegschaft oder Ihrem Team beobachten, dann sprechen Sie mich gerne an. Ich unterstütze Sie darin, das neue Gruppengefüge so auszutarieren, das jeder darin einen wertvollen Beitrag zum Erfolg des Unternehmens beiträgt.

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